Reisebericht Südengland (Ostern 2001)

Einleitung

Wieder einmal hat es mich auf "Die Insel" verschlagen. Meine Freundin studiert gerade in Southampton, UK und so ergab es sich, daß ich sie während der Osterferien 2001 dort besuchte.

Der Bericht gliedert sich in vier Teile...


Der Hinweg

Der Flug war quasi "für umme", da ich vor ein paar Monaten bei Netzpiloten einen Reiseguschein über 400 DM gewonnen hatte. Der Flug von Frankfurt am Main nach Southampton kostete ein paar Pfennig weniger, mit einer Reiserücktrittsversicherung kam ich auf 404 DM raus. Da Southampton nicht sonderlich groß ist flog natürlich nur eine kleine Maschine mit ca. 50 Plätzen. Der Flug war recht kurzweilig: Einsteigen, Flughöhe erklimmen, Mittagessen, Tee, abwärts, landen. Besser und angenehmer als ein Flug nach London mit anschließender zweistündiger Bus- und/oder Zugfahrt ists allemal.

Die ersten paar Tage in Southampton und Umgebung

Für die ersten paar Tage war ich im Studentenwohnheim der Universität Southampton untergekommen. Dort war es eigentlich ganz nett, die Zimmer sind recht vernünftig möbliert, Waschbecken auf dem Zimmer, Dusche und Klo auf dem Gang. Die Küche hat sogar einen Umluftherd und eine Mikrowelle. Das Wohnheim an sich lag recht praktisch zwischen Innenstadt und dem Hauptteil der Uni. Zwischendrin heißt allerdings nicht unbedingt "gleich um die Ecke", 20 Minuten zu Fuß sinds schon, so daß ein Fahrrad praktisch gewesen wäre.

Die Stadt Southampton ist eigentlich nicht sonderlich hübsch, ihre Größe hat sich wohl eher der guten Lage am Meer und dem damit verbunden Hafen erlangt. Von der mittelalterlichen Stadt, die hier einst stand sind noch Teile der Mauern und Tore erhalten, damit hören aber auch schon fast die Sehenswürdigkeiten auf. Besser sind die Geschäfte und Lokale, die eigentlich für jeden Geschmack etwas bieten.

Nachdem wir uns also Southampton und die Universität näher angeschaut hatten, planten wir einen Tagesausflug nach Winchester. Per Bus ist Winchester recht gut erreichbar, das Wetter spielte auch ganz gut mit und so verbrachten wir einen sehr schönen Tag in dem einst recht großen Winchester. Früher war hier der Regierungssitz von England, dieser wurde im zwölften Jahrhundert nach London verlegt und da sonst Winchester kein Industrie- oder Handelspunkt war, wuchs es nicht sonderlich weiter und ist gerade für heutige Verhältnisse sehr klein (mal sehen, wie es in Bonn in ein paar Jahrzehnten aussieht.). So einfach wie der Regierungssitz läßt sich ein Bischofssitz nicht verschieben, dazu gehört nämlich meist eine Kathedrale und diese ist in Winchester auch besonders hübsch. Auch ein paar andere Bauten zeugen von einer großen Vergangenheit: Kirchen, Monumente, Parks, ein paar römische Mauerreste und auch die "Great Hall", sozusagen die Empfangshalle des Königs. Dort hängt schon seit einigen hundert Jahren die "angebliche" Tischplatte von King Arthurs Tafelrunde.

Kathedrale in Winchester
Tischplatte der Tafelrunde

Die Neun-Tages-Tour durch Südengland

Die Vorarbeit

Es began mit einer erschöpfenden Suche nach einem preiswerten aber dennoch venünftigen, bequemen Auto. Bei der Tourist-Information bekamen wir eine Liste der lokalen Autovermietungsstellen, weitere konnten per Internet ausfindig gemacht werden. Dennoch stellte sich raus, daß das Mieten eines Autos über Deutschland bei Holidayautos preiswerter ist (es sei den, man fährt zu Flughafen und dort zu Budget, das kommt dann ungefähr auf das selbe raus). Das Reisebüro, wo ich meinen Flug gebucht hatte, wäre sogar noch ein paar Mark billiger gewesen, leider kam deren Email etwas zu spät. Noch zwei lustige bis interessante Begebenheiten:

Eine der lokalen Autovermietungen hatte ich per Email angeschrieben, weil ihre Website keine Tarife hergab, hier Teile des Emailverkehrs:

Vermietung: Inchcape Direct deal with the Sale of Retail Vehicles. Is the rental you require for business or private use.

Martin: The rental is for private use, I guess you wanted to put a question mark after your last sentence am I right?

Vermietung: Yes you are right but as they say it is not professional to use question marks !! Unfortunately we do not rent vehicles for private use but you can buy yourself a nice reasonably priced used car on www.inchcapedirect.co.uk . I am looking forward your purchase request.

Sehr verkaufstüchtig, gell? Naja, glücklicherweise wurden wir ja woanders fündig. Ein Nachteil von Internet-Buchungen bei Agenturen ist allerdings, daß man nicht so genau weiß, woher das Auto nun kommt. In unserem Fall war das National und eine Adresse in Hafengegend, die keine Hausnummer hatte. Da standen wir nun an dieser langen Straße und wußten nicht, ob rechts oder links, glücklicherweise wählten wir die richtige Richtung, sonst wäre es für diesen Tag zu spät gewesen. Gemietet war eigentlich ein Vauxhall Astra (für nicht-Autokenner: Ein verkappter Opel) daraus wurde dann ein Ford Focus mit einem 1.6er Motor, ganz nettes Auto, mit ein paar Vor- und Nachteilen aber prinzipiell sehr schön zum Reisen geeignet (der Autohersteller kann ja nix für, daß er das Lenkrad auf die andere Seite machen muß und die Scheibenwischer andersrum drehen). Nach einer Weile gewöhnt man sich auch an die geänderte Anordnung der Bedienelemente, wenn es mir auch noch öfters passierte, daß ich in Kreiseln eher ausgekuppelt rumfuhr, weil ich lieber mit der linken Hand lenke und somit Schalten und auch Blinken etwas schwierig ist. Bezahlt haben wir für neun Tage 662 DM. Rechts ist das Gerät abgebildet, wer etwas genauer auf den Polo schaut, weiß dann auch, wo ein anderer Wohnheimbesucher herkommt...

Die Tour geht natürlich in Southampton los und erst einmal Richtung Norden bis nach Bath dann entlang der Küste südwestlich Richtung Land's End und weiter an der Küste Richtung Osten um nach neun Tagen wieder Southampton zu erreichen. Zur Planung haben wir zwei Reiseführer durchgeblättert, jeder hat sich seine Lieblingsziele ausgesucht und daraus haben wir dann eine Rundreise konstruiert. Wir überschlugen eine Dauer von neun Tagen. Als Unterkunft mußten wieder Youth Hostels herhalten, die einfach konkurrenzlos günstig sind und vor allem die Möglichkeit zum "self-catering" bieten. Das kostete dann so zwischen 30 und 40 DM pro Nacht und Nase.

Die Reiseführer waren:

1. Tag

Nicht weit von Southampton entfernt liegt Salisbury hier ist vor allem die Kathedrale (gebaut 1220-1258) recht hübsch. Dort findet man auch die angeblich älteste noch in Betrieb befindliche mechanische Uhr. Das Stadtzentrum ist recht nahe bei der Kathedrale, außerdem einige Museen.

Leider mußten wir in der Tourist-Information erfahren, daß wegen der Maul- und Klauenseuche (MKS) die schönsten Attraktionen der Region geschlossen sind (Avebury, Old Sarum und vor allem Stonehenge). Old Sarum mußten wir vollständig streichen, die dort stehende Festung, die in ihrer ersten Form dort bereits vor 5000 Jahren errichtet wurde. Stonehenge steht glücklicherweise direkt an zwei Hauptverkehrsstraßen, zwar war der Parkplatz gesperrt und das Gelände an sich natürlich auch, für ein Foto reichte es allerdings. Man schätzt, daß der erste Teil von Stonhenge bereits vor 4800 Jahren gebaut wurde, weitere Bauphasen und Umbauten datieren bis 2000 v. Chr. Nicht allzuweit davon entfernt liegt Avebury. Der dortige Avebury Circle, der einst aus 180 Steinen bestand wurde ca. 2500 v. Chr. errichtet. Direkt zu den Steinen hin war wg. MKS zwar nicht möglich, allerdings war das Wetter sowieso ziemlich regnerisch, also sind wir nach ein paar Fotos auch hier schnell wieder ins Auto gesprungen.

Kathedrale in Salisbury
Dreimal raten...
Bath Abbey

Weiter gings nach Uffington, ein ziemlich Umweg, um wieder vor verschlossenen Toren zu stehen. Dort hätte man nämlich eigentlich ein bronzezeitliches Kreidepferd sehen können, daß sich sehr hübsch an der Bergwand ausmachen läßt, leider konnte wir nur einen kleinen Teil erhaschen, weil der weitere Zufahrtsweg wg. MKS gesperrt war.

Tja, auch weiterhin sollte uns die Maul- und Klauenseuche einige Attraktionen vermiesen, wenn man dann noch parallel die Radioberichte hört, wie die Engländer verzweifelt versuchen, Touristen ins Land zu bekommen und behaupten, daß diesen ja kein Nachteil entsteht, dann fühlt man sich schon ziemlich verschaukelt!

Von hier gings dann Richtung Bath, wo wir erst einmal unsere Bleibe für die Nacht, das Youth Hostel Bath aufsuchten, diese liegt recht nett am Berg gelegen etwas abseits von der Innenstadt und hatte leider keinen eigenen Parkplatz ist aber ansonsten ganz okay. Abends schauten wir uns nochmal kurz die Innenstadt an, da aber die meisten Attraktionen zwischen fünf und sechs zumachen, war nicht mehr viel zu sehen (zumindest von innen).

2. Tag

Nach der gestrigen Kurztour von Bath wollten wir nun die Attraktionen mal etwas genauer unter die Lupe nehmen. Eine der meistbesuchten Attraktionen Englands sind die römische Bäder, die Bath so berühmt gemacht haben, hier gibt es ein sehr schönes Museum, wo man sich förmlich vorstellen kann, wie damals die Römer gelebt haben müssen. Auch die Innenstadt ist eigentlich ganz nett, wenn auch teilweise etwas eintönig, weil eigentlich alle Gebäude in diesem Weißton gehalten sind. Dies kann natürlich besonders Edel wirken, wenn man sich den Royal Crescent anschaut. Hier wurde erstmals eine Gebäudezeile in einer Halbrundform gebaut. Eine sehr eindrucksvolle Sache, die bei dem später gebauten Circus, der aus drei Dritteln besteht noch mehr zur Geltung kommt.

Roman Baths
Roman Baths
Circus

Verlassen wir nun Bath, nächste Station das Longleat House. Westlich von Warminster liegt dieses 400 Jahre alte Herrenhaus eigentlich mehr oder weniger in der Pampa dafür aber dann auf einem riesigen Freigelände, welches nochmal von einem Park umgeben ist. Zuerst waren wir von den Eintrittspreisen geschockt, 14 Pfund, also 45 DM waren uns eigentlich ein bißchen viel. Dieser Preis hätte allerdings die Safari und eine Menge weiterer Attraktionen beinhaltet, die uns sowieso nicht interessiert hatten. Bei einer Nachfrage kamen wir dann auf den Studentenpreis von 2 Pfund um uns einfach das Grundstück anzusehen. Das Haus selbst schenkten wir uns dann, schließlich sollte es noch einige weitere Häuser auf dem Weg geben. Um das Haus herum hat sich ein kleiner Erlebnispark mit besagter Safari, einem schönen Park einem Abenteuerspielplatz, einer kleinen Eisenbahn und vor allem dem weltgrößten Hecken-Labyrinth angesiedelt. Longleat war das erste Herrenhaus Englands, das sich für den Tourismus öffnete, auch an dem Erlebnispark kann man die touristische Ausrichtung sehen. Das Labyrith konnten wir uns auch natürlich nicht entgehen lassen und folglich waren wir nach fünf Minuten schon mehr oder weniger verloren, erst nach einer dreiviertel Stunde hatten wir den Ausgang entdeckt - puh!

Longleat House
self explaining...
Nein, keine Postkarte - Stourhead Garden

Wie bereits erwähnt sollte das nächste Herrenhaus nicht weit sein: Stourhead war die nächste Station. Sie gehört wie so viele andere Einrichtungen zum National Trust, der sich um die Instandhaltung der Denkmale, sei es Parks oder Häuse, kümmert. Nach einer kurzen Hochrechung entschlosssen wir uns eine einjährige Mitgliedschaft anzutreten, für Studenten liegt diese bei 15 Pfund und ist somit bereits nach zwei bis drei Eintritten wieder drinne, außerdem bekommt man für ein Jahr kostenlos Informationen zugeschickt.

Stourhead selbst besteht aus einem riesigen Garten mit einigen sehr schön in die Landschaft eingebetteten Gebäuden und dem Stourhead House selbst, welches um 1720 errichtet wurde, darin befinden sich vor allem Chippendale-Möbel, die wie so oft in Gebäuden leider nicht fotografiert werden dürfen. Besonders gefallen haben mir die Bilder im "romantischen Zimmer", die größtenteils von einem Schweizer Künstler stammen, dessen Namen mir leider entfallen ist.

Wells ist wieder ein etwas größeres Städtchen mit einer Kathedrale, leider konnten wir diese nur noch von außen genießen, da es schon relativ spät war und viele der Touristenattraktionen um 17 Uhr die Pforten für die Öffentlichkeit schließen.

Na gut, kann man nichts machen, also wieder ins Auto gesetzt, noch mit ein wenig Obst und Keksen gestärkt und weiter gings zur heutigen Endstation, die Jugendherberge in Crowcombe, welche mal wieder so richtig in der Pampa liegt, quasi wörtlich dort, wo sich Fuchs und Gans gute Nacht sagen.

3. Tag

Los gings mit dem kleinen Städtchen Taunton, wo es eigentlich eine sehr hübsche Kirche und eine Castle zu sehen geben sollte (laut Reiseführer), die Kirche war so durchschnittlich wie jede andere und die Castle geschlossen, folglich blieb zum fotografieren nur das recht nette Hotel und nach einem kurzem Einkauf im lokalen Supermarkt gings weiter nach Dunster.

Dunster gefällt vor allem wegen der sehr gut erhaltenen Burg. In der jetzigen Form wurde sie um 1600 gebaut und die National Trust hat versucht die Räume möglichst originalgetreu wieder herzurichten. Die malerische Lage machte sie zu einem vielgemalten Motiv zahlreicher Künstler.

Nach der Burgbesichtigung war Mittagszeit und wir suchten uns ein nettes Lokal aus, wo ich Taube bestellte und auch bekam, allerdings mit zwei kleinen "Bleieinlagen", die wohl zur "Zwangslandung" der Taube notwendig waren. Die Zähne habe ich mir nicht dran ausgebissen, aber überrascht war ich schon etwas.

Der nächste Geheimtipp aus einem der Reiseführer führte uns zur Gaststätte Hunter's Inn, die versteckt in einem Tal liegt, von dort soll es eine wunderbare Autostrecke entlang 300 Meter hoher Klippen geben. Mit viel Rumgeirre und -gefrage fanden wir immerhin schon mal Hunter's Inn entlang einer Zufahrtstraße, die zwar noch asphaltiert aber dennoch schon etwas kriminell schmal war, die Klippen bekamen wir allerdings nicht zu sehen, was wohl einerseits an dem nebeligen Wetter, aber auch an den doch wohl etwas weiter weg von der Straße liegenden Klippen liegen muß. Naja, ein wenig "Gegend" haben wir immerhin gesehen und so machten wir uns etwas enttäuscht auf zur Jugendherberge in Lynton, wieder mal etwas abseits gelegen, aber das ist ja üblich für Youth Hostels in England.

4. Tag

Los gings mit einem MKS-Opfer: Hartland Point (Leuchtturm und Schiffwracks). Kann man nichts machen, also weiter nach Boscastle. Zuerst siehts nach einem Minidörfchen mitten im nirgendwo aus, aber wenn man etwas entlang des Flußes durchs Tal wandert kommt man an den Hafen, der eine sehr schöne Lage hat. Außerdem gibts dort ein sehr ernsthaftes Museum über Hexen, was von außen erst einmal recht klein aussieht aber wirklich viele interessante Sachen beherbergt - sehr zu empfehlen!

Tintagel ist mal wieder so ein typisches Touristendorf, welches wohl recht berühmt ist, weil laut der Sage König Artus hier gebohren sein soll. Von der Burg (gebaut ca. 1200) sind leider nur noch Ruinen vorhanden, dennoch ist die Lage an sich schon atemberaubend. Sie verteilt sich auf zwei Hügel, insgesamt muß man 300 Stufen überbrücken um von einem auf den anderen zu kommen, der Wind bläßt einen fast weg und man fragt sich, wie sie es überhaupt geschafft haben, hier eine Burg hinzustellen.

Es geht Richtung Küste...
Vom Wetter gezeichnet...
Halsbrecherisch: Tintagel

Da noch Zeit war (bzw. noch nicht dunkel) fuhren wir von dem Youth Hostel noch zu den Bedruthan Steps. An dieser steilen Küste gibt es ein interessantes Naturschauspiel, nämlich einen natürlich Zugang zum Wasser entlang der Klippen. Leider ist ein Teil dieser "Treppen" letztes Jahr zusammengestürzt und somit gibts mal wieder nicht allzuviel zu sehen - Schade!

Die Jugendherberge liegt in Treyarnon Bay, was ja schon mal ziemlich nach Hafen oder Bucht klingt. Daß das YH aber direkt am Wasser liegt und wirklich ein Traum für Surfer sein muß, wurde uns erst vor Ort so richtig bewußt: Eine Wahnsinnsbrandung und ein paar Meter weiter ein riesiger Sandstrand dürfte ein garant für bis-zum-Anschlag ausgebuchte Sommermonate sein.

Die steife Brise brachte uns auch auf die Idee die kostenlosen Selbstbasteldrachen der Jugendherberge auszuprobieren. Bilder gibts dazu keine, weil der Testflug mehr oder weniger Nachts stattfand, was natürlich auch die total versifften Schuhe meiner Freundin erklärt...

5. Tag

Men-an-Tol sollte das erste Ziel des Tages werden. Wieder einmal ein paar Steinbrocken, die schon seit Urzeiten irgendwo in der Pampa stehen. Leider mußte mal wieder MKS zuschlagen und der intereressanteste Brocken (sieht aus wie ein Mega-Donut) war unerreichbar. Auch ganz imposant wirkt allerdings Lanyon Quoit, ein steinernernes Grab.

Von Land's End werden schon einige gehört haben. Dieser Landzipfel am Ende Cornwalls ist leider schon ziemlich überkommerzialisiert, aber dennoch ist die Küste hier wirklich sehenswert. Nach einem Tipp aus dem Reiseführer fuhren wir nach Sennen und wanderten von dort den erstaunlicherweise geöffneten Küstenpfad nach Land's End, das kostet erstens keinen Eintritt und zweitens sieht man auch was von der Küste. Der Wind wehte glücklicherweise ins Landesinnere sonst hätte es uns garantiert runtergeblasen, den es war wirklich heftig, so einen Wind hab ich jedenfalls vorher noch nirgendwo erlebt! Der Landzipfel selbst ist dann eher ernüchternd weshalb wir uns auch recht schnell wieder auf den Rückweg machten. Das Wetter hatte inzwischen hochsommerliche Qualitäten erreicht, die Sonne brannte förmlich vom Himmel, was vor allem für das nächste Reiseziel von Vorteil war.

Bei Porthcurno liegt das Minack Theatre, diese Amphitheater wurde um 1930 gebaut und liegt direkt an der Küste, was geradezu eine phantastisch anmutende Lage ergibt - muß man einfach mal gesehen haben.

Lanyon Quoit
Eine Bucht zum Träumen...
...und gleich neben an: Minacks Theatre

Nach diesen vielen kleinen Käffern mußte mal wieder etwas einen Nummer größer her. Penzance gehört mit 20.000 Einwohnern in diese Kategorie. Eine Touristenstadt die selbst eigentlich nichts zu bieten hat, aber ideal als Ausgangspunkt für die recht vielseitige Umgebung ist. Das YH liegt mal wieder etwas außerhalb aber dafür hatten wir diesmal auch wirklich die Luxussuite mit Fernseher auf dem Zimmer, was mit 30 Pfund für zwei Personen nun wirklich als Schnäppchen gelten kann.

6. Tag

Bei so vielen geplanten Attraktionen mußte eigentlich zwangsweise an jedem Tag etwas in die Hose gehen, diesmal war es eine der typischen Naturgewalten: Die Flut. Saint Michaels Mount ist ein Berg mit einer kleinen Burganlage der nur bei Ebbe erreicht werden kann, dann zu Fuß. Es gibt zwar eine Ferry, die aber nicht immer fährt und warten wollten wir auch nicht - Pech.

Natur von einer anderen Seite gabs dafür in den Glendurgan Gardens zu sehen. Dieser tropische Garten zeigte sich bei Top-Wetter von seiner besten Seite. Viele kleine und große Bäume und Pflanzen in prächtigen Farben, mittendrin ein kleines Heckenlabyrinth, was im wahrsten Sinne des Wortes überschaubar war.

Zwischen Falmouth und Saint Mawes liegt eine riesige Hafenmündung, so lag es wohl um 1500 nahe, an den beiden begrenzenden Städten Festungen zu errichten, um diese natürlich Hafeneinfahrt zu schützen. Der Abstand dieser beiden Bauten war gut gewählt: Die Reichweite der Kanonen reichte aus, um jeden Punkt der Hafeneinfahrt zu erreichen. Falmouth hat sich zu einer großen Stadt entwickelt, die Burg (Pendennis Castle) liegt recht schön auf einem Hügel und ist Ziel vieler Touristen. Es empfiehlt sich direkt zum Burgparkplatz zu fahren, denn die Burg liegt einige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.

Um auf die andere Seite nach Saint Mawes zu kommen ist eine knapp einstündige Autofahrt notwendig, bei der man außerdem eine kleine Ferry benutzen muß (auf der Karte sah es zuerst so aus, als ob man direkt rüberfahren könnte, aber dann war da doch die King-Harry-Ferry, die diesen steinwurfweiten Graben überbrückte. Saint Mawes ist angenehm handlich und auch die Burg ist nicht so tourististisch überfrachtet, obwohl sie eigentlich von der Burg her größer und schöner ist als Pendennis.

St. Michaels Mount - unerreichbar
Blumen ohne Ende - Glendurgan
Schnuckelig: St. Maws

Letztes Ziel für diesen Tag ist Polperro, ein kleines Fischerdörfchen, was inzwischen wohl eher vom Tourismus lebt. Eingebettet in einem Tal soll es früher vor allem bei Schmugglern beliebt gewesen sein.

Für die Nacht gings in die Jugendherberge nach Golant. Wobei wir Golant selbst nie sahen, denn das Hostel liegt irgendwo zwischen den Feldern, weit und breit keine Zivilisation. Verwinkeltes Gebäude mit massenweise Schlafsälen, abends kann man den Dachsen beim Essen zuschauen - ganz nett.

7. Tag

Wieder gings mit dem Reinfall des Tages los: Lydford Gorge geschlossen (wegen Foot and Mouth, wie die Maul- und Klauenseuche auf englisch heißt). Lydford Gorge selbst wäre eine natürliche Felsspalte gewesen, die in einem Wasserfall mündet, eine Castle gehört wohl auch dazu, aber daraus wurde halt leider nichts.

Alternativ gings mit dem Auto quer durchs Dartmoor. Schnell fahren ist hier nicht empfehlenswert, weil hinter der nächsten Kurve könnte seelenruhig ein Schaf auf der Straße stehen. Die Landschaft selbst ist sehr schön und abwechslungsreich, wandern dürfte hier bestimmt Spaß machen, allerdings nicht wenn alle Parkplätze wegen MKS gesperrt sind. Ein kurzer Stopp für eine uralte Steinbrücke ("Postbridge") war glücklicherweise möglich.

Nächster Halt: Drewsteignton. Etwas abseits von diesem Dörfchen konnte ein reicher Geschäftsmann seine Träume ausleben und ließ sich 1911 eine Bilderbuchburg (Castle Drogo) hinstellen. Aus Granit gebaut wurde innerhalb von 20 Jahren eine ordentliche Burg hingestellt, wie man sie sich als Kind wohl schon immer vorgestellt hat. Sauber mit klarer Struktur und hohen Räumen, sehr gemütlich und vor allem praktisch eingerichtet und netterweise mit allem Komfort wie Strom, Telefon und Zentralheizung. Besonders nett ist die Fotodokumentation, die zeigt, wie die Burg gebaut wurde.

Ähnlich abgedreht ist A-la-Ronde. Zwei Damen, die zehn Jahre durch Europa und vor allem Italien reisten ließen sich hier Ende des 18. Jahrhunderts ein Haus nach italienischem Vorbild, verfeinert mit eigenen Ideen bauen, in der Mitte des achtseitigen Gebäudes ist ein hoher Raum mit acht Türen, in den Türen sind herunterklappbare Bänke eingebaut und auch sonst sind viele kleine Spielereien in dem Haus enthalten. Die Damen selbst haben im Laufe der Zeit eine Umenge von Muscheln, Federn und anderen Dingen angesammelt, die sie selbst zu verschiedenen Kunstwerken zusammbauten, die vor allem im obersten Stockwerk zu bestaunen sind (man darf nicht direkt hin, stattdessen kann man mit Fernseher und Fernbedienung zwei Kameras im Dachgeschoß steuern).

verschlossene Gatter - MKS-Live
Castle Drogo
A-la-Ronde

Zurück auf den Boden der Tatsachen, zurück nach Exeter, der Haupstadt Devons und Sitz der Diozöse und damit zwangsweise Standpunkt einer sehr hübschen Kathedrale mit einer monströsen Orgel. Leider ließ sich außer der Kathedrale nichts interessantes finden, also gings nach einer Teepause mit Devon Cream Tea (Gebäck mit Butter und Marmelade - lokale Spezialität) zur Jugendherberge, die sehr modern daherkommt und in unserem Zweibettzimmer fast Hotelflair erzeugt: Tassen, Tee, Wasserkocher, kleine Sitzecke - einfach gut.

8. Tag

Nicht weit von Exeter entfernt liegt Knighthayes, ein schönes Herrenhaus mit noch schönerem Garten. Es war zwar leicht regnerisch, doch das sollte uns nicht davon abhalten hier noch etwas rumzuschlendern.

Weiter gings nach Sherbourne, um dort die Old Castle zu besichtigen, hier hatten wir Pech, denn "Castle only on Monday, Wednesday and Thursday" - wer diese chaotischen Öffnungszeiten erfunden hat, gehört geschlagen! Naja, stattdessen haben wir uns in der "Innenstadt" ein Barmeal gegönnt.

Wir hatten schon befürchtet, daß unser nächstes Ziel auch wieder nicht erreichbar ist, jedoch hatten wir Glück. In Cerne Abbas kann man von einem Aussichtspunkt sehr schön die 60m hohe "Kreidefigur", den Cerne Giant fotografieren. Nicht ganz jugendfrei kommt die Figur mit erregtem Glied daher, warum sie damals so entworfen wurde, ist unklar.

Glücklicherweise konnten wir in der Tourist-Information von Sherbourne bereits erfahren, daß die Maidden Castle bei Dorchester geschlossen ist, folglich konnten wir diesen Punkt gleich vorneweg streichen.

Zur Abschlußwanderung gings nach Lulworth, nachdem wir die horrenden Parkgebühren von 8 DM für 2 Stunden entrichtet hatten gings erst einmal zum Lulworth Cove, einem natürlichen Hafen, der fast kreisförmig ist, ganz nett aber nicht sonderlich eindrucksvoll, dafür umso schöner ist die Wanderung nach Durdle Door (wer hat sich diesen Namen überlegt?) und vor allem das dortige Felsentor, welches einfach so seit Jahrhunderten in der Brandung steht.

Exeter: Orgelpfeifen zum Einsteigen
Nicht ganz jugendfrei: Cerne Giant
Durdle-Door

Nun denn, es ist Karfreitag und selbst mit Vorbuchung war keine Jugendherberge in der Gegend zu bekommen, da aber Southampton eh nicht allzuweit entfernt war, entschlossen wir uns, einfach "nach Hause" zu fahren und am nächsten Tag, die letzten paar Meter nochmals abzugrasen. So konnten wir vor allem nochmal im Internet gegenchecken, was geöffnet und was geschlossen ist, ergo mußten wir die Bradbury Rings leider streichen und nahmen stattdessen die Compton Acres ins Progamm, aber dazu mehr am...

9. Tag

Eigentlich war hier auch das Panzermuseum in Wool geplant, aber so langsam wirds einem doch zu teuer, 24 DM für ein paar Panzer sinds mir jedenfalls nicht wert. Also gings zu dem friedlicheren Park Compton Acres, der leider bei weitem nichtr die Qualtiäten von Glendurgan erreicht. Dafür ist er um so Kindertauglicher, was sich natürlich gerade am Ostersamstag auch in einer entsprechnden Anzahl von Familien niederschlug. Die einzelnen Pflanzen sind auch gut beschildert und recht nett angeordnet, daß Gesamtbild wird aber durch den asphaltierten Weg und der zu aufgesetzen Darstellung getrübt. Prädikat: Kann man sich schenken.

Eigentlich nicht schenken wollten wir uns das Inselchen Brownsea Island, allerdings war die Ferry nicht ausgeschildert und auch sonst ziemlich viel los, so daß wir nach ein paar "Suchfahrten" entnervt aufgaben. Gut so, denn sonst hätte die Zeit für das nächste Ziel nicht mehr gerreicht.

Mit dem Auto gings um den riesigen natürlichen Hafen Pools (dem zweitgrößten der Welt) herum und nach Corfe Castle, einem kleinen Dörfchen, welches nach der Burgruine dort benannt ist. Diese steht auch exponiert mehr oder weniger mitten im Dorf und ist wirklich sehr schön! Ganz lustig sind auch die schiefe Türme, die so aussehen, als ob sie jede Minute den Abhang runterkrachen würden.

Teatime: In einem Kaffe mit Blick auf Ruine gönnten wir uns mal wieder einen Devon Cream Tea und machten uns dann wieder auf dem Nachhauseweg, denn um 18 Uhr sollte das Mietauto wieder auf dem Verleiherparkplatz stehen (bißchen sinnlos, weil es vor Dienstag morgen eh nicht vermietet werden kann, aber wir hatten es halt nur für 9 Tage).

Fazit

Tja, damit ist unsere neun-Tages-Tour am Ende, das Auto hatte am Anfang gerade man 135 Meilen drauf, war also sozusagen noch brandneu, wir konnten dem weitere tausend Meilen und eine Unmenge Dreck hinzufügen, man könnte es also jetzt als "eingefahren" bezeichnen.

Ansonsten war die Tour recht schön. Das Wetter war für diese Jahreszeit typisch regnerisch, aber wir hatten doch auch einige wirklich schöne sonnige Tage und sind eigentlich nie so richtig naß geworden. Leider sind einige Sights wegen der MKS auf der Strecke geblieben, aber da kann man einfach nichts machen, und wenn man dann noch so ein paar Schafe auf der Weide sieht, wie sie genüßlich am Grase zoppeln, dann bringt man dieses Opfer doch gerne.

Nochmal Southampton und die Isle of Wight

Wieder zurück in Southampton mußte erst einmal etwas Arbeit fürs Studium nachgeholt werden. An der Uni ließ sich das leider nicht durchführen, denn die hatte über Ostern geschloßen, so "verschanzten" wir uns im Wohnheim.

Corfe Castle
Southampton: Bargate
Spieleabend im Wohnheim

Mein Urlaub neigte sich nun langsam dem Ende entgegen. Besonders erwähnenswert und vor allem lustig war ein weiterer Spieleabend, bereits vor einigen Wochen hatten wir einen Spieleabend organisiert und wollten eigentlich das Kartenspiel Ohne Furcht und Adel erklären. Auf dem ersten Blick schien das relativ einfach, aber wenn man sich mal das Spiel ansieht, merkt man, daß doch recht viel deutsch bei den Bezeichnungen vorkommt und wir mußten eine durchaus umfangreichere Übersetzung schreiben, die übrigens hier zu finden ist. Der Titel Ohne Furcht und Adel mußte im übrigen eine nicht ganz freundliche Translation über sich ergehen lassen - es wurde von den Engländern in One Fuck and Adult umgetauft. An diesem zweiten Spieleabend erklärten wir dann König der Elfen, die Kartenspielvariante von dem Brettspiel Elfenland (zu welchem Amigo internationale Regeln im Web hat) . Dies war doch um einiges einfacher, weil das Spielmaterial selbst keinen Text beinhaltete und die Regeln doch etwas übersichtlicher waren.

An meinem letzten Tag gings dann nochmal auf die Isle of Wight. Diese recht große Insel liegt mehr oder weniger direkt vor Southampton und ist mit der Fähre in einer Stunde erreichbar. Nicht zu Unrecht ist sie eines der bekanntesten Naherholungsziele der Gegend. Schöne Strände und gute Wandergelegenheiten locken eine Unmenge von Touristen an. Die Insel ist mit dem recht vernünftigen Bussystem gut zu bewältigen, ein recht preiswertes Rover-Ticket ermöglicht die Nutzung aller Linien. Von Cows gings mit dem Bus erst einmal zur Carisbrooke Castle, die einst die wichtigste Burg auf der Insel war. Sie liegt relativ zentral und gut erreichbar an einer damaligen Hauptverkehrsstraßen auf einem kleinen Hügel. Besonders erwähenswert sind die noch recht gut erhaltenen Burganlagen.

Nach einer kleinen Mittagspause, die aus Kaffestückchen bestand gings mit dem Bus weiter zu den Needles. Diese sind an der sogenannten Alumn-Bay an der Westküste der Isle of Wight. Die Alumn-Bay hat ihren Namen von der recht vielfarbigen Küste, die aus verschiedenen Erdschichten besteht. Die Needles selbst sind sehr hohe spitze Steine, die im Wasser stehen, sie fallen vor allem wegen ihrer weißen Farbe auf. Direkt nebendran ist übrigens ein ehemaliger Raketentestplatz, der allerdings seit Jahrzehnten nicht mehr in Betrieb ist. Mit dem "topless"-Bus gings dann wieder auf Umwegen zurück nach Cows und von dort wieder per High-Speed-Ferry nach Southampton. Auf dem Rückweg zum Wohnheim schauten wir nochmal kurz bei zwei historisch bedeuteden Häusern vorbei. Das Medieval Merchants House gehört um 1300 einer wohlhabenden Händlerfamilie und das Tudor House Museum zeigt die Lebensweise um 1500.

Carisbrooke Castle
Alumn Bay
The Needles

Damit war dann nun auch meine Englandreise zu Ende, am folgenden Tag gings wieder vom Flughafen Southampton zurück nach Frankfurt. Abschließend möchte ich noch auf das England-Kuriositäten-Kabinett verweisen, was einmal mehr zeigt, daß England noch etwas von der deutschen Hausbauweise lernen könnte.


2001 by martin <at> girschick.net

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